Wenn niemand mehr mit deiner Maschine fährt!
Liebe bäuerliche Betriebe!
Ein tolles Foto befindet sich auf dem Cover dieser Ausgabe der Maschinenring Zeitung. Geknipst wurde es von Harald Parth, der genau im richtigen Moment den Auslöser seiner Kamera bei der Kürbisernte gedrückt hat und uns somit diesen stimmungsvollen Eindruck bei der Betrachtung ermöglicht.
Nüchtern betrachtet zeigt die Aufnahme einen Fahrer, der mit einem Traktor die zusammengeschobenen Kürbisse erntet. Das wichtigste Detail meiner Meinung nach ist die Person im Traktor. In unserem Fall handelt es sich um einen Fahrer der Kürbiskraft Weinviertel eGen, der bei einem Mitgliedsbetrieb der Gemeinschaft die Erntearbeiten durchführt.
Genau hier möchte ich mit meinem heutigen Statement ansetzen: In den vergangenen 25 Jahren wurde eine Vielzahl an landwirtschaftlichen Gemeinschaften gegründet, die sich gut entwickelt haben und wo viele Landwirte bereits als Fahrer von Maschinen tätig waren. Personen von landwirtschaftlichen Betrieben wissen wie man mit Technik und Kultur umgehen muss, eine schonungsvolle Bearbeitung des Erntegutes sicherstellt und somit Qualität in den Anhänger bekommt. Der Fahrer bekam einen guten Zuverdienst – der Kunde eine perfekte Arbeitsleistung. Eine Win-Win Situation, die jedoch nun zu kippen beginnt.
Fahrermangel bei Gemeinschaften nimmt zu
Uns – beziehungsweise ihnen als Mitgliedsbetrieb von Gemeinschaftstechnik – gehen die Fahrer aus der Landwirtschaft aus. Immer wieder höre ich dann Argumente man könne ja Personen vom Arbeitsmarkt zur Lösung der Fahrerproblematik nehmen, oder man muss halt mehr zahlen, …
Zum ersten Punkt möchte ich anmerken, dass dies schon seit Jahren passiert und viele engagierte Personen bei Gemeinschaften arbeiten und sich einbringen, die nicht mehr hauptberuflich in der Landwirtschaft arbeiten. Bedenkt man aber, dass gerade im Herbst bei den Erntegemeinschaften mehr als 150 Personen im Einsatz sind, wird es nicht ohne die Mitgliedsbetriebe flächendeckend möglich sein, alle Maschinen mit ausreichender Mannschaft zu besetzen.
Zum zweiten Punkt: Ja natürlich ist eine gute Bezahlung das Um und Auf eines Dienstverhältnisses, aber auch die Arbeitszeiten, die Wertschätzung und Arbeitsmodalitäten spielen eine wichtige Rolle bei der Personalgewinnung und Mitarbeiterbindung. An diesen Themenfeldern arbeiten die Funktionäre der Gemeinschaften gemeinsam mit dem Maschinenring laufend. Aber auch Sie als Kunde können hier unterstützen: Sachliche Kommunikation beim Arbeitseinsatz und eine ordentliche Verpflegung wären hier anzuführen.
Gemeinsam an einem Strang ziehen
Apropos Funktionäre von Gemeinschaften – es reicht nicht diese Personen mal in einer Generalversammlung zu wählen und dann hat es sich erledigt. Liebe Mitgliedsbetriebe von Gemeinschaften: Ihr müsst mit euren Berufskollegen, die ihr in diese Funktionen gewählt habt, laufend sprechen und euch austauschen, zu den Versammlungen kommen und euch einbringen. „Durchs Reden kommen die Leute zusammen“ – wir brauchen hier wieder mehr Dialog und sachlichen Meinungsaustausch um die Gemeinschaften zukunftsfit zu machen.
Es hilft niemanden weiter während der Saison emotional im Büro oder bei den Funktionären anzurufen und sich über das Fehlen von Fahrern zu beschweren. Jeder Mitgliedsbetrieb kann mit seinem persönlichen Einsatz eine Gemeinschaft weitervoranbringen, sei es Personen im persönlichen Umfeld auf solche Jobangebote hinzuweisen und zu vermitteln, oder sich selbst als Fahrer einzubringen. Jeder Einsatztag zählt – Ideen und Solidarität in der Landwirtschaft sind gefragt.
Markus Göstl
Geschäftsführer Agrar
markus.goestl@maschinenring.at