Bodenverdichtungen vermeiden

 

Unser Boden ist wertvoll

In Österreich wird täglich eine Fläche von ca. 20 Hektar verbaut. Damit ist unser Land EU-weit auf Platz 1 im negativen Sinn. Umso wichtiger ist es daher, die vorhandenen, landwirtschaftlichen Flächen nachhaltig zu bewirtschaften und möglichst effizient zu nutzen.  

Jeder Einsatz von Landtechnik hat Auswirkungen auf den Aufbau des Bodens. Bodenverdichtungen entstehen, wenn beim Befahren zu hohe Drücke auf die Oberfläche einwirken. Die Struktur des Bodens, das sogenannte Bodengefüge, wird nachhaltig und oft auch irreparabel geschädigt. Bei geringer Belastung reagiert der Boden elastisch, d.h. er nimmt nach der Belastung wieder seine ursprüngliche Form an. Ist die Belastung stärker als die Stabilität des Bodengefüges, so kommt es zur dauerhaften Verformung.
Pauschal betrachtet gilt, dass ein „gesunder“ und fruchtbarer Boden aus 40 % luft- und wassergefüllten Poren besteht, welche für eine hohe Ertragskraft entscheidend sind. Die restlichen 60 % entsprechen der Festsubstanz, welche die Last der Maschinen aufnimmt. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zwei Bereichen im Boden. Den Oberboden, auch als Mutterboden bezeichnet, ist die oberste Bodenschicht die etwa 20cm bis 30cm aufbaut und den Unterboden ab ca. 30 cm Tiefe.  Eine Bearbeitung des Unterbodens ist in der Praxis nahezu nicht möglich. Eine durchgehend gute Bodenstruktur bis in den Unterboden ist jedoch eine Grundlage, um optimale Erträge erzielen zu können.

 

Wie wirken sich Bodenverdichtungen aus?

Die Veränderung des Gefüges, konkret die Minimierung des  Porenvolumens auf Grund starker Belastungen, hat im Allgemeinen folgende Auswirkungen:

  • Erschwertes Wurzelwachstum
  • Beeinträchtigung des Wassertransports
  • Verschlechterung der Bodenbelüftung (Änderung der Verfügbarkeit von wichtigen Nährstoffen)
  • Verschlechterte Bodenfruchtbarkeit
  • Erhöhtes Erosionspotenzial
  • Verminderte Wasserrückhaltekapazität
  • Verschlechterung des Lebensraumes für Lebewesen und Organismen

Die dadurch entstehenden Ertragsausfälle können bis zu 20% ausmachen.

 

Wie können Bodenverdichtungen vermieden werden?

Grundsätzlich gilt:  Gewicht reduzieren und den richtigen Einsatzzeitpunkt wählen. Folgendes gilt es zu beachten:

  • Nasse Böden nicht befahren (Tragfähigkeit nimmt ab)
  • Kontaktfläche Reifen-Boden vergrößern (Mehrfachbereifung, Reifeninnendruck senken)
  • Minimierung der Bodenbearbeitung (Tiefe, Fläche, Intensität)
  • Fruchtfolgegestaltung anpassen am jeweiligen Standort
  • Gleichmäßige Lastverteilung an den Maschinen
  • Anpassen der Zuladung bei der Ernte Nutzen von gezogenen, statt angebauten Geräten (mit eigenem Fahrwerk)
  • Fahrgassensysteme anlegen, CTF (Controlled Traffic Farming, Festlegung von fixen Fahrgassen)

 

Hoher Reifeninnendruck, tiefe Spurrillen, Bulldozing-Effekt

Ein hoher Reifeninnendruck am Acker führt zu einer geringeren Kontaktfläche und somit zu einer großen Spurtiefe. Dadurch sinkt der Reifen tiefer ein, Erde wird aufgeschoben, der Schlepper fährt fortwährend gegen einen Erdwall. Es entsteht der so genannte Bulldozing Effekt.
Erhöhter Dieselverbrauch und Bodenverdichtung sind die Folge. Als Faustformel gilt: Je 1cm Spurtiefe werden 10% mehr Diesel verbraucht.

 

 

 

Fallbeispiel – Reifendruckregelanlage

Die „Schuhe“ des Traktors sind die Reifen. Sie stellen die Schnittstelle zwischen Boden und Maschine dar – Hier erfolgt die Kraft- und Lastübertragung. Da das Gewicht der Maschine inkl. Technik im Normalfall nicht reduziert werden kann, muss die Kontaktfläche vergrößert werden um den ausübenden Druck zu minimieren.  Dies kann durch kontrolliertes Absenken des Reifendrucks realisiert werden.
Die Absenkung des Reifendrucks (unter 1 bar) bei der Feldbearbeitung verlängert die Reifenkontaktfläche massiv (im Optimalfall um das Doppelte) und reduziert im nachgiebigen Boden die Spurtiefe.  Der Druck auf den Boden sinkt, bei gleichzeitig besserer Kraftübertragung (weniger Schlupf) und damit verbundener Dieselersparnis. Bei Fahrten auf der Straße wird der Luftdruck einfach wieder auf den Idealwert erhöht.  
Eine Reifendruckregelanlage erledigt die Reifeninnendruckanpassung auf dem Feld per Knopfdruck. Aktuelle Systeme erkennen Straßenfahrten anhand der höheren Geschwindigkeiten und passen den Innendruck automatisiert an. Ist ein Druckspeicher, bestehend aus Kompressor und Luftspeicher verbaut, so erfolgt die Druckanpassung innerhalb einer Minute.
Moderne Systeme bieten zusätzlich die Möglichkeit einer gezielten Regelung für Hanglagen.
Aktuell werden Nachrüstungen von Reifendruckregelanlagen mit bis zu 40% Zuschuss  durch die Landwirtschaftskammer gefördert.

Weblinks:

www.noe.lko.at
NÖ Landwirtschaftskammer, Infos bzgl. Investitionsförderung zu
Reifendruckregelanlagen

www.terranimo.world
Webbasiertes Simulationstool für die Berechnung des Bodenverdichtungsrisikos in der Landwirtschaft der Berner Fachhochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL

www.maschinenring.at
Alle Informationen zum MR-Cluster Projekt "Energieeffizienz in der Landwirtschaft"